Employer Branding
Carmen
Employer Branding steht bei den meisten Unternehmen heute auf der
Agenda. Fachkräftemangel und die Wandlung vom arbeitgeber- zum
arbeitnehmerorientierten Arbeitsmarkt verlangen die Steigerung der
Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber. Die Unternehmen, die
ihre Hände in den Schoß legen und abwarten, müssen damit rechnen, im
Kampf um High Potentials zu verlieren. Wer sich nicht um seine
Reputation kümmert, ist der Meinung von außen ausgeliefert.
In dieser Serie werden sieben Empfehlungen ausgesprochen, wie der
Arbeitgeber die Attraktivität als Arbeitgeber-Marke durch den Einsatz
von Mitarbeitern als Markenbotschafter steigern und kontrollieren kann.
Fälschlicherweise nehmen Firmen an, es würde ausreichen, mit der
Marketing- und Kommunikations-Abteilung die Markenwerte und Botschaften
auszuarbeiten und diese dann über Merchandising Artikel wie Tassen oder
Plakate in der Lobby an die Mitarbeiter zu kommunizieren.
Es ist nicht Aufgabe eines Mitarbeiters sich Gedanken über die
Markenübersetzung zu machen. Es ist Aufgabe des Unternehmens, dem
Mitarbeiter den Kern der Marke und dessen Werte zu vermitteln und in
markenkonforme Verhaltensregeln zu übersetzen. Eine nachhaltige
Verhaltensänderung werden Unternehmen allerdings nur erreichen, wenn der
Mitarbeiter direkt in den Prozess involviert ist.
Mitarbeiter, die entsprechend der Marke kommunizieren und sich verhalten, ziehen die richtigen Jobaspiranten an.
Nehmen Sie sich ein Beispiel an Automarken wie BMW oder Porsche. Seit
Jahren werden hier Mitarbeiter in eigens dafür eingerichteten Zentren
mit der Marke im Speziellen und Allgemeinen vertraut gemacht und ihre
Aufgabe als Botschafter vermittelt.
Schulen Sie Ihre Mitarbeiter und machen Sie sie zum Markenbotschafter
für ihr eigenes Unternehmen. Das zahlt sich viel mehr aus, als bekannte
Sportler oder Schauspieler dazu zu verpflichten, die Marke zu
repräsentieren.
Ziele brauchen eine regelmäßige Erfolgsüberprüfung.
Ist es Ihrem Mitarbeiter gelungen, als Markenbotschafter das Unternehmen
zu vertreten? Wo hat er Schwierigkeiten, in welchem Bereich braucht er
noch Unterstützung?
Überprüfen Sie regelmäßig in Führungsdialogen die Umsetzung und das
Verständnis Ihrer Mitarbeiter. Jede Entwicklung braucht Begleitung und
Hilfestellung.
Die zusätzliche Funktion „Markenbotschafter“ solle in Ihre regelmäßigen Führungsdialoge mit eingebunden werden.
Stimmen Sie bei der Einstellung neuer Mitarbeiter die Werte ab, denn hier beginnt Mitarbeiterzufriedenheit!
Haben Sie sich schon mal damit auseinander gesetzt, welche Gründe die hohe Mitarbeiterunzufriedenheit in Unternehmen hat? Mitarbeiter haben eine gewisse Vorstellung von der Arbeitsweise innerhalb eines Unternehmens. Gewinnt der potentielle neue Mitarbeiter ein falsches Bild vom Arbeitgeber, ist die Chance groß, dass sich die falschen Personen bewerben. Im Nachhinein stellen sie fest, dass ihre Vorstellungen mit der Realität nicht übereinstimmen. Sie als Arbeitgeber verlieren hier auf ganzer Linie. Entweder der Mitarbeiter geht direkt oder kündigt innerlich. So oder so, ist die Endbilanz negativ. Dem können Sie bereits im Einstellungsgespräch entgegenwirken. Sprechen Sie offen über die gelebten Werte im Unternehmen. Gleichen Sie die Unternehmenskultur mit den Werten Ihres Bewerbers ab.
Ob Firmen Umweltsünden begehen oder schlechten Kundenservice bieten: im Social Web wird alles thematisiert und kommentiert.
Die Facebook- oder Twitterauftritte von Unternehmen und Organisationen bieten der Internet-Community die ideale Zielscheibe für Lob, Kritik oder Spott. Manchmal braut sich aber auch ein regelrechter Sturm der Entrüstung zusammen: der sogenannte Shitstorm. Via Blog, Facebook, Twitter und Co. hagelt es dann Kritik und Beleidigungen.
Verbieten Sie keine Social Media Aktivitäten, sondern kontrollieren Sie sie. Wenn Sie nicht über sich berichten, dass tut es einanderer, nur dann fehlt Ihnen die notwendige Kontrolle.
Machen Sie Ihren Mitarbeitern klar, dass es im Social Web keine Privatsphäre gibt und alles was sie tun, zuerst auf die Person und dann auch auf das Unternehmen zurückfällt.
Arbeiten Sie den Markenkern und seinen Handlungsrahmen aus und kommunizieren Sie transparent.
Marken werden nicht nur immer wertvoller, sondern die konsequente
Orientierung an der Marke steigert den finanziellen Erfolg eines
Unternehmens nachhaltig.
Vor allem zahlenorientierte Unternehmenslenker sollten sich deshalb folgende Erkenntnisse genauer anschauen:
Die renommierten Consultants von PriceWaterhouseCoopers haben in einer
viel beachteten Studie im Jahr 2005 gezeigt, dass der Anteil der Marke
am gesamten Unternehmenswert von 56 Prozent im Jahr 1999 auf 67 Prozent
im Jahr 2005 gestiegen ist. Booz Allen Hamilton sowie Wolff Olins
(erster Unternehmens-, letzter Markenberater) konnten 2004 in ihrer
Analyse europäischer Top-Unternehmen Folgendes nachweisen:
„Brand guided companies have profitability margins twice as much
as their competitors.“ Markenorientierte Firmen erreichen doppelte
Margen gegenüber ihrer Konkurrenz.
Nicht nur weil sie es geschafft haben, ihre Marke klar zu definieren und klar zu kommunizieren, sondern auch klar durch den Mitarbeiter erlebbar zu machen.
Dies zeigen auch die Ergebnisse der Studie, die Henkel im Dezember 2012 veröffentlicht hat. Es wurden die Einflussfaktoren auf den Markenerfolg in ihrer Branche analysiert.
Demnach trägt das markenspezifische Verhalten der Mitarbeiter zu über 30% am Erfolg einer Marke bei. Hierbei sollten vor allem Mittelständler beachten, dass sich die Studie auf die Marketing Budgets eines Großkonzern bezieht. Investiert ein Unternehmen also verhältnismäßig weniger in massenmediale Marketingmaßnahmen, wird die Bedeutung des Mitarbeiters relevanter.
Als ich einen Mitarbeiter der Bayern LB für mein neues Buch interviewte, musste ich an meine eigene Zeit als Angestellte im Großkonzern denken. Er erzählte mir, dass die Bank natürlich ein Unternehmensleitbild habe und dass ihm dieses zum Einstand mal ausgehändigt wurde. Doch wie so oft wanderten diese Unterlagen in die Schublade und warten dort auf den nächsten Umzug.
Ein anderes Erlebnis hatte ich bei einem meiner Bankkunden. Bei einer
Vertriebssimulation sollten die Mitarbeiter mit den neuen Prospekten
arbeiten. Deren Inhalte und vor allem die Bilder hatte alle eine
Aussage, doch bei Nachfrage durch gespielte Kunden, konnten diese nicht
wiedergegeben werden. Warum, weil die Mitarbeiter nicht über die
Hintergründe gewisser Bilder, Texte etc. informiert wurden.
Es reicht nicht, schöne Prospekte und Merchandising Artikel für die
Kunden und Mitarbeiter anzufertigen, sie müssen auch durch den
Mitarbeiter transportiert werden können. Genau so wenig sinnvoll sind
dicke Hefte mit Leitlinien und trockenen Erklärungen zu Werten und
Tradition des Hauses, wenn diese Worte ungelesen in einer Schublade in
Vergessenheit geraten und der Mitarbeiter seine eigenen Werte als
Handlungsmaßstab einsetzt.
Geben Sie neuen Mitarbeitern schriftliche Guidelines an die Hand und
stellen Sie bestehende Mitarbeiter als „Mentoren“ zu Seite. Denn nur
gelebte Worte werden abgespeichert. Wenn neue Mitarbeiter sehen, wie es
RICHTIG gemacht wird, dann bekommen die Worte im Intranet, dem
gedruckten Heftchen oder den Plakaten im hausinternen Flur wirkliche
Bedeutung und können mit Leben gefüllt werden.
Führungskräfte müssen die Marke verstehen und die Werte vorleben können. Der Fisch stinkt immer am Kopf zuerst. Wenn Führungskräfte ihre Vorbildfunktion vernachlässigen, brauchen sie sich über entsprechende Konsequenzen im Mitarbeiterverhalten nicht zu wundern.
In meinem Brand-Translation Workshop bei der Digitalen Stadt Düsseldorf
hatten wir eine interessante Diskussion über die Grenzen der
Vorbildfunktion. Dabei kam die Frage auf, wie weit muss eine
Führungskraft hier gehen. Es stand die Meinung im Raum, „Don’t do as I
do, do as I say“. Dass es also reicht, Anweisungen zu geben, sich aber
selbst nicht unbedingt dran halten zu müssen.
Ich bin der Meinung, dass das aus rein psychologischen Gründen nicht
funktioniert. Stellen sie sich vor, ein Werkstattleiter von
Luxus-Automobilen geht sehr respektlos mit seinen Mitarbeitern um.
Verlangt aber seinen Mitarbeitern einen sehr wertschätzenden Umgang mit
der Kundschaft ab. Was glauben Sie, wie lange es dauert, bis der
Mitarbeiter das Verhalten, dass er jeden Tag von seinem Chef erlebt, an
den Kunden weitergibt? Nicht lange, das steht fest.
Anderes Beispiel aus einem Workshop in der IHK in Duisburg. Hier stellte
ein Teilnehmer die Frage nach einheitlicher Kleidung. Seine Mitarbeiter
würden im Außendienst Poloshirts mit Logostickerei tragen. Er im Büro
sitzend würde diese aber nicht anziehen. Seine Frage war, sollten
Mitarbeiter intern wie extern in dem Fall gleich gekleidet sein?
Hintergrund der Frage war: „muss ich diese schrecklichen Dinger auch
tragen…“. Ich stelle die Frage mal Ihnen:
Wenn Ihr Chef Ihnen vorschreibt, das Firmenlogo sichtbar zu tragen, es
aber selbst nicht tut, wie kommt das bei Ihnen an? Es drängt sich
schnell die Frage auf, „steht der Chef nicht zu der Firma?“ das wäre nun
ein falsches Signal.
Also sollten die Führungskräfte in ihrer Vorbildfunktion vor allem die
Marke richtig kennen und sich markenkonform nach innen wie nach außen
hin verhalten. Sie sind doch schließlich kein Janus, der zwei Gesichter
hat und je nach dem wo er ist, eine andere Meinung vertritt, obwohl, die
soll es ja auch geben…
Ich hoffe, die kleine Reihe hat Ihnen gefallen. Über Kommentare und Erfahrungen würde ich mich sehr freuen.
Ihre Carmen Brablec
© Carmen Brablec | Image-Sells